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PRESSESTIMMEN ATLANTROPA

01 BAUNETZWOCHE, NOV. 2006

„…Ein Zimmer aus weißen Vorhängen in einem Sanatorium. Aus einem Bakelit- Lautsprecher ist der Klang plätschernden Wassers zu vernehmen. Eine ältere Dame sitzt redend auf ihrem Bett, während sie von zwei weiß gekleideten Pflegern betreut wird: Irene Sörgel, Frau des Münchner Architekten Hermann Sörgel. In einer Mixtur aus teils klarer, teils verklärter Erinnerung, lässt sie Szenen aus ihrem Leben Revue passieren. Ein Sanatoriumszimmer: Das ist die umgreifende Metapher des Stücks. Hermann und Irene Sörgel leben im „Sanatorium Deutschland “. Sörgel ist Bohèmien, Pazifist, Idealist, würde seine Idee von einer besseren Welt derselben am liebsten schon morgen überstülpen.

Minimalistisch, kurzweilig und beinahe shakespearesk vermitteln Melanie Sowa und Pierre Schäfer in der Inszenierung kongenial alle Charaktere: Sie erwecken als Puppenspieler Hermann und Irene zum Leben, spielen deren Pfleger und sprechen zusätzlich noch mindestens 20 verschiedene Zeitgenossen, die Sörgel am Telefon im heimischen Arbeitszimmer oder bei imaginären Vorträgen in ganz Deutschland als geisterhafte Stimmen „heimsuchen “. Unglaublich komisch werden dabei auch alle deutschen Mundarten durch den Kakao gezogen. Atemberaubend und mit schnellen Schnitten beschreibt die Inszenierung das Leben Sörgels als Gratwanderung zwischen Phantasie und Phantasterei. Ein Psychogramm wird geschrieben; die Rahmenhandlung wird dabei beiläufig miterzählt.

Sörgel plante einen Megastaudamm in Gibraltar, den Peter Behrens für ihn entwarf. Er wollte Energie für ganz Europa erzeugen, das Mittelmeer Schritt für Schritt trocken legen, und schließlich Europa mit Afrika zu einem neuen Kontinent „ Atlantropa “ verschmelzen. Auch der Zugriff Europas auf die Rohstoffe Afrikas war damit beabsichtigt. Waren die Nazis anfänglich daran interessiert, erteilten sie ihm schnell Publikationsverbot. Nach 1945 interessierten sich die Amerikaner kurz für Atlantropa , doch der Glaube an die angeblich billige und sichere Atomenergie bedeutete bald das endgültige Aus für „ungebremste Wasserkraft, die Energie für Massen schafft. ..“


02 NEUES DEUTSCHLAND 14./15. 10.2006

„… Ihren Puppen – der liebenden, am Ende ergrauten Irene und dem rastlos begeisternden, später zerfurchten Hermann mit seinem energischen Bewegungen – flößen die Spieler so viel Atem ein, dass man sie hinter den Figuren beinah vergisst. Mensch und Puppe harmonieren in einer zutiefst anrührenden Inszenierung, die auch viele heitere Momente hat. „…Fünfundsiebzig Minuten wird ein wandelbar enges Kabinett aus Metallstangen und weißen Vorhängen zur weiten Welt einer Hyperutopie…Tisch, Telefon, zwei Hocker, ein schwarzes Waschbecken, dazu Kalender und Lautsprecher sind Requisiten für Melanie Sowa s und Pierre Schäfer s wunderbare Inszenierung.“


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